Wohnen als soziale Frage & Sozialraum als Antwort?

von Beate Maria Hagen

Die angespannten Wohnungsmärkte in Ballungszentren offenbaren eine jahrelang vernachlässigte Wohnungspolitik. Sie rücken auch das Wohnen als soziale Frage in den Fokus der Aufmerksamkeit: Tausende Menschen gehen auf die Straße und demonstrieren gegen "Mietenwahnsinn" und Verdrängung. Wohnraummangel und explodierende Mieten verstärken den Verdrängungseffekt und betreffen immer mehr Menschen. Studien belegen eine steigende soziale und demografische Segregation. Auf der anderen Seite verzeichnen viele ländliche Räume einen hohen Leerstand und eine rückläufige Infrastruktur. Entwicklungen, die offensichtlich diametral zu gut entwickelten Sozialräumen stehen.

Der quantitative Ausbau von Wohnraum steht in vielen Städten an oberster Stelle. Doch wie muss dieser gestaltet sein, damit lebendige und durchmischte Quartiere entstehen? Brauchen wir mehr sozialen Wohnungsbau oder verstärkt dieser gar die Segregation? Wie gelingt ein sozial nachhaltiger Wohnungsbau? Wie kann generationsübergreifendes Wohnen gefördert werden? Wie wird man Menschen mit Behinderungen gerecht, die durch das Bundesteilhabegesetz ab 2020 einen berechtigen Anspruch auf selbstbestimmtes Wohnen in einer barrierefreien Wohnung haben? Ein Mehr an Wohnraum bedeutet auch einen größeren Bedarf an (sozialer) Infrastruktur. Wie können und müssen Sozialräume weiterentwickelt werden? Und ist der Sozialraum die richtige Antwort? Wenn ja, welche Voraussetzungen und Bedingungen tragen zum Gelingen bei? Welche Perspektiven haben ländliche Räume? Wie erreichen wir gleichwertige Lebensverhältnisse für alle? Was ist überhaupt möglich und was bleibt Utopie?

Der Deutsche Verein beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren aus verschiedenen Perspektiven mit sozialräumlichen Weiterentwicklungen. Als Erkenntnis setzt sich hier deutlich durch, dass es für die Umsetzung eines gut funktionierenden Sozialraums in erster Linie die Zusammenarbeit aller Akteure vor Ort braucht: in Form einer nachhaltigen Kooperation zwischen Kommunen, Wohnungswirtschaft, Sozialwirtschaft, der freien Wohlfahrtspflege sowie privatwirtschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Akteur. Unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen diese Kooperation gelingen kann, will der Deutsche Verein im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung am 19. Juni in Berlin diskutieren und Antworten auf die oben genannten Fragestellungen suchen.


Zur Autorin

Foto: Beate Maria Hagen, Leiterin Vereins- und Mitgliederwesen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, © Holger GroßBeate Maria Hagen ist Leiterin der Abteilung Vereins- und Mitgliederwesen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

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