Fachforum: 4.3 Die Vielfalt des Alterns wahrnehmen: Interkulturelle Arbeit in der Pflege

Zusammenfassung

Marta Neüff, Vertreterin des Verbandes für interkulturelle Wohlfahrtspflege (mit elf Mitgliedsverbänden) und des Polnischen Sozialrats, sprach über die Rolle der Migrantenselbstorganisationen bei der interkulturellen Öffnung in der Pflege. Diversitätssensibilität sollte ihrer Auffassung nach wichtiger Ausbildungsbestandteil der Pflegeausbildung werden.

Insbesondere sprach sie sich für die interkulturelle Sensibilisierung der Akteure im Gesundheitswesen sowie die Vernetzung der Beratungsstellen mit Migrantenselbstorganisationen und Einrichtungen der Altenhilfe aus. Dadurch könnten auch pflegende Angehörige stärker durch bedarfsgerechte Angebote unterstützt werden. Zudem sollten Transnationale Pflegearrangements verstärkt unterstützt werden, wobei auch rechtliche Belange geklärt werden müssten. (Welche Ansprüche haben sog. Rentenpendler?)

Prof. Dr. Hürrem Tezcan-Güntekin, Professorin für Interprofessionelle Handlungsansätze an der Alice Salomon Hochschule Berlin, stellte die unterschiedlichen Perspektiven bei den Erwartungen an die Pflege heraus. Insbesondere wünschten alte Menschen mit Migrationshintergrund zum größten Teil familiäre Pflege bzw. Pflege in der autochthonen Gesellschaft, wie es eine Studie des BMG ausweist. Allerdings sind die Bedürfnisse dieser Menschen nicht ausschließlich religiös oder kulturell begründet, sondern erfordern eine unterschiedliche Diversivität. Zudem stellte sie die Barrieren bei der Inanspruchnahme pflegerischer Leistungen vor.
Eine mehrfache Fremdheit bei pflegebedürftigen Menschen mit Migrationshintergrund wird hierbei durch vier Faktoren noch verstärkt: durch Alter, Demenz, Verlust der Zweitsprache Deutsch sowie den Migrationshintergrund.

Fernando Angel Cubillos, Geschäftsführer des Transkulturellen Pflegedienstes GmbH Hannover, berichtete, dass sich sein Pflegedienst auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Migrationshintergrund eingestellt hat. Theoretischer Hintergrund ihres pflegerischen Handelns sind die Pflegetheorie der amerikanischen Wissenschaftlerin, Madeleine Leininger, sowie das Pflegemodell der deutschen Pflegewissenschaftlerin Monika Krohwinkel. Das Arbeitskonzept des Transkulturellen Pflegedienstes ist in über 20 Jahren in Teamarbeit entstanden und damit ein Produkt der Zusammenarbeit verschiedener Nationalitäten und Kulturen. Die Projekte des Pflegedienstes wollen auch die gesellschaftliche Sensibilisierung für die Themen „Alter und Migration“ voranbringen.

Mitwirkende

Moderation

  • Brigitte Döcker, Mitglied des Vorstandes Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V., Berlin


Vortrag/Diskussion

  • Fernando Angel Cubillos, Geschäftsführer des Transkulturellen Pflegediensts mbH,Hannover
  • Marta Neüff, Sprecherin des VIW – Sprecherin des Verbands für Interkulturelle Wohlfahrtspflege Empowerment und Diversity e.V., Berlin
  • Prof. Dr. Hürrem Tezcan-Güntekin, Professorin für Interprofessionelle Handlungsansätze an der Alice Salomon Hochschule Berlin

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