Symposium 4: Soziale Berufe – Welche Professionen braucht der Sozialstaat?

Grafik: Schriftzug Symposiumtitel und 3 Studenten am Pult

Zusammenfassung

Zum Auftakt berichteten drei Fachkräfte aus den Bereichen Kindertagesbetreuung, Langzeitpflege und ASD sowie ein Auszubildender der Heilerziehungspflege aus ihrem Arbeitsalltag, von ihren Erwartungen an gute Arbeitsbedingungen und den Herausforderungen, mit denen sie insbesondere aufgrund des Fachkräftemangels täglich konfrontiert sind.

In dem moderierten Podiumsgespräch machten Gitta Bernshausen, Vorständin Sozialwerk St. Georg e.V., und Stadtdirektor Peter Renzel, Geschäftsbereichsvorstand Soziales, Arbeit und Gesundheit der Stadt Essen, auf die durch den demografischen Wandel bedingte veränderte Lage auf dem Arbeitsmarkt aufmerksam. In vielen Bereichen bestehe nicht nur ein Fachkräfte-, sondern ein allgemeiner Arbeitskräftemangel. Gitta Bernshausen warb für niedrigschwellige und barrierearme Zugänge. Der soziale Sektor habe ein hohes professionelles Niveau erreicht und brauche sich vor Deprofessionalisierung nicht zu fürchten. Vielmehr gelte es, pragmatisch und flexibel Zugänge zu gestalten und dann Weiterbildungsmöglichkeiten zu eröffnen. Auch Peter Renzel sprach sich dafür aus, die Anerkennung von Quer- und Seiteneinsteigenden zu vereinfachen und damit fachfremden Bewerber/innen den Einstieg zu ermöglichen. Diese müssten dann aber gut begleitet und weiterqualifiziert werden.

Christine Vogler, Präsidentin Deutscher Pflegerat und Geschäftsführerin des BBG Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe gGmbH, erläuterte die Möglichkeiten, die sich durch den Zusammenschluss verschiedener Bildungsstandorte mit ihren unterschiedlichen Ausbildungsangeboten ergeben. Das zentrale Problem für die Pflegeausbildung stelle derzeit vor allem der Lehrendenmangel dar, weil pflegepädagogische Studiengänge fehlen bzw. die Anerkennung von Dozent/innen zu langsam gehe. Für die Pflege und alle übrigen Sozialberufe forderte sie bessere Mitspracherechte und Selbstverwaltungsorgane.
Dr. Joß Steinke, DRK Generalsekretariat, forderte, politische Interessen bzw. politische Probleme sozialer Berufe umfassend und gemeinsam zu artikulieren. Er hob außerdem hervor, dass Menschen oft nicht mehr 30 Jahre in einem Bereich arbeiten. Wichtig seien deshalb Angebote für diejenigen, die aus- bzw. umsteigen wollen, um diese Personen nach Möglichkeit für andere Berufe im sozialen Sektor zu gewinnen.

Prof. Dr. Ivo Züchner von der Philipps-Universität Marburg verwies auf die Unterschiede zwischen den sozialen Berufen. Diese hätten jeweils eigene Kämpfe zur Professionalisierung gekämpft und eigene Funktionslogiken. Die Frage, wie Querverbindungen geschaffen werden könnten und ob diese wünschenswert seien, müsse diskutiert werden. Gleichwohl gebe es bereits eine gesellschaftliche Debatte über die Aufwertung des Care-Bereichs insgesamt.

Petra Jendrich, Vorsitzende der Länderseite des Bund-Länder-Koordinierungsausschuss "Ausbildungsordnungen/Rahmenlehrpläne" in der Kultusministerkonferenz, betonte die vielfältigen und attraktiven Ausbildungswege im Bereich der frühkindlichen Bildung, was sich auch in stark gestiegenen Ausbildungszahlen widerspiegele.
In der Diskussion mit dem Publikum wurde das Lohngefüge im Vergleich mit anderen Berufen angesprochen und betont, dass auch Assistenzstellen auskömmlich bezahlt werden müssten. Es wurde außerdem darauf hingewiesen, dass in vielen Bereichen Fortbildungen auf Grund des Personalmangels kaum möglich seien. Große Einigkeit bestand darin, dass die sozialen Berufe auch in Zukunft weiter zu stärken seien.

Mitwirkende

Moderation

  • Prof. Dr. Petra Mund, Vizepräsidentin der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin


Vortrag/Diskussion

  • Gitta Bernshausen, Vorständin im Sozialwerk St. Georg e.V., Gelsenkirchen
  • Petra Jendrich, Vorsitzende der Länderseite des Bund-Länder-Koordinierungsausschuss "Ausbildungsordnungen/Rahmenlehrpläne" der Kultusministerkonferenz
  • Peter Renzel, Geschäftsbereichsvorstand Soziales, Arbeit und Gesundheit der Stadt Essen und Präsidiumsmitglied im Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e. V., Berlin
  • Dr. Joß Steinke, Bereichsleitung Jugend und Wohlfahrtspflege im Deutschen Roten Kreuz e.V. – Generalsekretariat und Präsidiumsmitglied im Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e. V., Berlin
  • Christine Vogler, Präsidentin Deutscher Pflegerat und Geschäftsführerin des BBG Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe gGmbH, Berlin
  • Prof. Dr. Ivo Züchner, Dekan des Fachbereichs Erziehungswissenschaften, Philipps-Universität Marburg und Präsidiumsmitglied im Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V., Berlin

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