Fachforum 3.3: Angebote in Flüchtlingsunterkünften kinder- und jugendgerecht gestalten

Zusammenfassung

Familien, die in Flüchtlingsunterkünften leben, sind in besonderem Maße auf unterstützende Angebote der Kinder- und Jugendhilfe angewiesen. Zugänge zu Regelangeboten der Kinder- und Jugendhilfe – von der Kindertagesbetreuung über offene Jugendarbeit, Erziehungsberatung, Jugendsozialarbeit etc. – können gerade in dieser vielfach belasteten Lebenssituation stabilisieren und stützen. Häufig erreicht jedoch die Kinder- und Jugendhilfe diese Familien nicht in dem erforderlichen Maße.

Ziel des Fachforums war es – vor dem Hintergrund der bereits bestehenden Verpflichtung zum Verbleib in Erstaufnahmeeinrichtungen auch für Familien und der im Koalitionsvertrag angekündigten Einführung zentraler Ankunfts- und Rückführungszentren – rechtliche Grundlagen und konkrete Möglichkeiten der Schaffung bestmöglicher Zugänge und der Gewährleistung des Kinderschutzes in Flüchtlingsunterkünften auszuloten.

Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik, Diakonie Deutschland, moderierte die Runde und stieg ein mit einem klaren Bekenntnis zu Kinderrechten und einer möglichst kurzen Aufenthaltsdauer von Familien in nicht kindgerechten Unterkünften. Juliane Ostrop, Deutsches Komitee für UNICEF, legte als erste Inputgeberin den klaren rechtlichen Handlungsauftrag der Jugendhilfe dar, der über die Gewährleistung des Kinderschutzes hinaus den Abbau von Benachteiligung und die Pflicht zur Kooperation mit anderen Akteuren, die die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen prägen, einschließt. Erforderlich seien u. a. vertrauensvolle und am Kindeswohl orientierte Kooperationsbeziehungen unter den beteiligten Leistungsträgern, klare Zuständigkeiten sowie personelle Ressourcen (auch für Sprachmittlung). Sie stellte diesbezüglich die Handreichung zur Stärkung der Kinder- und Jugendhilfe in Flüchtlingsunterkünften von UNICEF und dem Bundesfachverband umF vor.

Renate Schäfer-Sikora, Jugendamt Stadt Köln, und Barbara Kienle, Jugendamt Stadt Stuttgart, präsentierten Konzepte und Handlungsstrategien, die insbesondere eine gut strukturierte und abgestimmte Zusammenarbeit zwischen Jugendamt, Wohnungs- bzw. Sozialamt und Betreibern der Unterkünfte beinhalten, aber auch integrierte Konzepte der aufsuchenden Arbeit, des Abbaus von Zugangsbarrieren sowie des konsequenten Gewalt- und Kinderschutzes.

Abschließend stellte Mike Seckinger vom DJI die in Workshops mit Jugendämtern gewonnenen Erkenntnisse des Deutschen Jugendinstitutes vor und plädierte dafür, Spannungen und Ambivalenzen mit der Jugendhilfe eigenen Ressourcen- und Lebensweltorientierung zu begegnen.

Mitwirkende

Moderation

  • Maria Lohheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e. V., Berlin


Vortrag/Diskussion

  • Barbara Kiefl, Abteilungsleiterin im Jugendamt – Familie und Jugend 2 der Landeshauptstadt Stuttgart
  • Juliane Ostrop, Bereich Kommunikation und Kinderrechte im Deutschen Komitee für UNICEF e. V., Berlin
  • Renate Schäfer-Sikora, Sachgebietsleiterin im Amt für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Köln
  • Dr. Mike Seckinger, Leiter der Fachgruppe Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe im Deutschen Jugendinstitut e. V., München

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