2021

Dokumentation der Mitgliederversammlung

Am 15. September 2021 fand die turnusmäßige Mitgliederversammlung und Hauptausschusssitzung in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin statt. Rund 150 Mitglieder und Gäste folgten der Einladung zu der Präsenzveranstaltung. Neben den Vereinsregularien, bei der u.a. die Wahlen zum Hauptausschuss und Satzungsänderungen auf der Tagesordnung waren, stand das Thema "Gleichwertige Lebensverhältnisse" im Fokus. Vertreterinnen und Vertretern von Bund, Ländern, Kommunen und Freier Wohlfahrtspflege sowie der Wissenschaft diskutierten, welche Konzepte tragfähig sind, wer welche Aufgaben bei der gemeinsamen Zielerreichung hat und wo Handlungsbedarfe bestehen. Ein weiterer Höhepunkt war die Verleihung des Cäcilia-Schwarz-Förderpreises für Innovation in der Altenhilfe des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V.


Programm der Mitgliederversammlung 2021

Bericht des Vorstands aus der Arbeit des Deutschen Vereins

Foto von Michael Löher, Dirk Hasskarl
Foto: Michael Löher, Vorstand des Deutschen Vereins berichtet über die aktuelle Arbeit


Wahlen zum Hauptausschuss
Alle zwei Jahre stehen rund die Hälfte der bis zu 220 Hauptausschussmitglieder zur Wieder- bzw. Neuwahl. In der diesjährigen Mitgliederversammlung wurden alle vorgeschlagenen 115 Kandidatinnen und Kandidaten gewählt.

Foto von Dr. Joß Steinke, Dirk Hasskarl
Foto: Dr. Joß Steinke, Mitglied des Wahlausschusses, führt durch die Wahlen zum Hauptausschuss

Satzungsänderung
Als ein weiterer Punkt stand eine Satzungsänderung auf der Tagesordnung. Die Änderungen sollen u.a. dazu dienen, die digitale Durchführung von Sitzungen und Vereinsregularien auch für die Zeit nach der COVID-19-Pandemie als zusätzliche Option zu Präsenzveranstaltungen dauerhaft zu ermöglichen. Alle Änderungen wurden beschlossen. Die aktualisierte Satzung wird nach Abschluss des administrativen Prozesses auf den Internetseiten eingestellt.



Verleihung des Cäcilia-Schwarz-Förderpreises für Innovation in der Altenhilfe
Im Rahmen seiner Mitgliederversammlung hat der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. zum siebten Mal seinen mit insgesamt 10.000 Euro dotierten "Cäcilia-Schwarz-Förderpreis für Innovation in der Altenhilfe" vergeben. Ausgezeichnet wurden Dr. Cordula Endter, Psychologin und Kulturanthropologin aus Berlin für ihre Dissertation "Assistiert Altern. Die Entwicklung digitaler Technologien für und mit älteren Menschen" sowie Dr. Henrike Voß, Sport- und Bewegungsgerontologin aus Heidelberg, für ihre Dissertation "Was bindet Menschen mit Demenz ans Leben? – Eine erweiterte Perspektive auf Advance Care Planning".

Schirmherrin des Förderpreises 2021 ist Christine Lambrecht, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Laudatio von Prof. Dr. Michael Ewers, Vorsitzender des Kuratoriums des Cäcilia-Schwarz-Förderpreises [PDF, 110 KB]

Preisträgerinnen und Preisträger des Cäcilia-Schwarz-Förderpreises für Innovation in der Altenhilfe


Preisübergabe

Foto der Preisverleihung, Dirk Hasskarl

Foto: Dr. Matthias von Schwanenflügel, Leiter der Abteilung Demografischer Wandel, Ältere Menschen, Wohlfahrtspflege im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Präsidentin Dr. Irme Stetter-Karp, Vorstand Michael Löher und der Vorsitzende des Kuratoriums Prof. Dr. Michael Ewers überreichen den Cäcilia-Schwarz-Förderpreis an Dr. Cordula Endter und Dr. Henrike Voß


Gleichwertige Lebensverhältnisse
Impulsvortrag

  • Prof. Dr. Claudia Neu, Universitäten Göttingen und Kassel, Soziologie ländlicher Räume


In ihrem einleitenden Vortrag ging Prof. Dr. Claudia Neu, Universitäten Göttingen und Kassel, auf den Zusammenhang zwischen gleichwertigen Lebensverhältnissen und gesellschaftlichem Zusammenhalt ein. Eine besondere Relevanz bei der Stärkung des Zusammenhalts komme der sozialen Infrastruktur bei, die in diesem Zuge eine hohe Integrationsfunktion erlange. Die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse sei nichts Geringeres als die räumliche Antwort auf das Integrationsversprechen der Bundesrepublik.

Wenn man die Grundlagen der Gleichwertigkeit gefährde, so Prof. Dr. Claudia Neu weiter, gefährde man daher den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie betonte, dass ein Wahrnehmungs- und Gestaltwandel sozialer Ungleichheit zu verzeichnen sei, der mit einer neuen Sensibilität für Spaltung und Differenzierung in der Gesellschaft einhergehe. Nennenswerte Disparitäten in Bezug auf die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse bestünden zum einen zwischen verschiedenen Regionen. Diese seien anhand vieler Studien erforscht. Unbekannter, aber ebenso gewichtig, seien zum anderen die Unterschiede innerhalb von Regionen.

Entscheidend sei auch hier der Zugang zu und die Verfügbarkeit von Leistungen der öffentlichen Daseinsvorsorge, denen die Rolle eines "Integrationsmotors" zukomme. Es stelle sich daher die Frage, wie diese flächendeckend erreichbar gemacht werden könnten. Man stoße hier an die große Herausforderung einer zukünftigen Neuinterpretation des Gleichwertigkeitsgrundsatzes des Grundgesetzes, so das Fazit und der Ausblick von Prof. Dr. Claudia Neu.

Diskussion

  • Katja Dörner, Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn
  • Dr. Michael Frehse, Abteilungsleiter Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
  • Petra Köpping, Staatsministerin im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt
  • Uwe Lübking, Beigeordneter Deutscher Städteund Gemeindebund
  • Prof. Dr. Claudia Neu, Universitäten Göttingen und Kassel, Soziologie ländlicher Räume
  • Prof. Dr. Jens Schubert, Vizepräsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege


Moderation: Elisabeth Niejahr, Geschäftsführerin des Geschäftsbereiches "Demokratie stärken" in der Gemeinnützigen Hertie Stiftung Berlin

Foto der Diskussionteilnehmer, Dirk Hasskarl
Foto: Alle Teilnehmenden der Diskussionsrunde


Fazit

Foto von Dr. Irme Stetter-Karp, Dirk Hasskarl
Foto: Dr. Irme Stetter-Karp während der Verabschiedung


Dr. Irme Stetter-Karp fasste die fachlichen Erkenntnisse exemplarisch zusammen. Aus ihrer Sicht müsse man sich auf schärfere Verteilungskämpfe einstellen. Für die Anerkennung von Vielfalt brauche man eine geeignete Infrastruktur. Es sei anspruchsvoll, diese zur Verfügung zu stellen. Außerdem würde der Zusammenhang zwischen der Infrastruktur für die Daseinsvorsorge und Einsamkeit sowie Exklusion unterschätzt. Sie habe zudem den Wunsch nach einem Wandel in der Förderpolitik wahrgenommen. Aus der Diskussion habe sie die Stichworte Mut zum Experimentieren und das Verabschieden von der Monstranz des Marktes mitgenommen. Ebenso sei es die Aufgabe von allen, verloren gegangenes Vertrauen wiederaufzubauen. Das Thema der gleichwertigen Lebensverhältnisse bleibe ein zentrales Thema, das der Deutschen Verein auch auf Grundlage der geführten Diskussionen und Erkenntnisse künftig weiter vertiefen werde. Wenn es darum gehe, einen Sozialstaat, der krisenfest aus der COVID-19-Pandemie hervorgeht, zu gestalten, dann seien gleichwertige Lebensverhältnisse eine wichtige Richtschnur.



Fotos: dirk hasskarl/fotografie

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