Über Grenzen hinweg – Hilfe bei Konflikten ums Kind: Zentrale Anlaufstelle ist mit neuem Internetauftritt für Familien und Fachkräfte da

2011 erhielt der Internationale Sozialdienst (ISD) im Deutschen Verein das Mandat der Bundesregierung für eine Zentrale Anlaufstelle in grenzüberschreitenden Kindschaftskonflikten (ZAnK) sowie für die Übernahme der Aufgaben einer Zentralen Anlaufstelle für Mediation. Seitdem haben viele hunderte Familien, in denen Eltern nach einer Trennung in verschiedenen Ländern leben wollen, das Beratungsangebot genutzt. Denn herrscht Streit über den künftigen Lebensmittelpunkt des Kindes, hilft ZAnK, mögliche nächste Schritte abzuwägen und Antworten auf komplizierte Sorgerechts- und Umgangsfragen zu finden. Auch wer als Fachkraft der Jugendhilfe, in Beratungskontexten oder als Rechtsanwalt mit einem Familienkonflikt mit Auslandsbezug konfrontiert ist, findet bei ZAnK Unterstützung. Der Großteil der Beratungen, die sowohl aus sozialpädagogischer wie auch juristischer Perspektive erfolgen, läuft telefonisch. Die Kontaktaufnahme kann aber ebenso über ein Online-Formular, per E-Mail oder – ganz neu – im Live-Chat stattfinden.

Dank zusätzlicher Mittel konnte der Deutsche Verein die Internetseiten der Zentralen Anlaufstelle komplett überarbeiten. Anlässlich des Relaunches von ZAnK.de Anfang des Jahres sprachen wir mit Geschäftsführerin Nora Schmidt.


dv aktuell: Frau Schmidt, der neue Internetauftritt bringt viele neue Inhalte und Funktionen! An wen richtet sich das Angebot und was können Nutzer/innen erwarten?

Nora Schmidt: Wie ZAnK selbst hat auch unser Internetauftritt nicht nur eine Zielgruppe, sondern soll Fachkräften ebenso wie Betroffenen, das heißt Eltern und Kindern, sowie deren privaten Unterstützungssystemen dienen. Dafür haben wir ihn in mehreren Informationsstufen aufgebaut und besonders darauf geachtet, die Nutzer/innen angesichts der Komplexität des Themenfeldes gut mit ihren ganz spezifischen Anliegen abzuholen. Direkt betroffenen Eltern, die sich nicht selten in einer emotionalen Ausnahmesituation wiederfinden, möchten wir Erläuterungen und eine erste Orientierung bieten. Auch bevor Sie zum Telefonhörer greifen. Unser Adressverzeichnis erleichtert zudem die Suche nach passenden örtlichen Ansprechpersonen. Fachkräfte finden darüber hinaus vertiefende Informationen, nützliche Links und Materialien


Screenshot Webseite www.zank.de



dv aktuell: Adressieren Sie auch betroffene Kinder und Jugendliche? Finden die bei Ihnen direkt Rat und Hilfe – oder geht das in jedem Fall über die Eltern?

Nora Schmidt: Für Kinder und Jugendliche selbst haben wir tatsächlich jeweils eine Extra-Webseite eingerichtet. Die Kinderseite kann dabei helfen, mit jüngeren Kindern über einen Konflikt ins Gespräch zu kommen. Für Jugendliche ab 12 Jahren haben wir ein eigenes Angebot geschaffen, über das sie uns direkt kontaktieren und auf dem diese sich selbst zum Konflikt und möglichen Lösungswegen der Eltern informieren können. So wird greifbarer, was sich beispielsweise hinter einer Mediation verbirgt oder, was beim Familiengericht zu erwarten ist.


dv aktuell: Wie kann ZAnK Betroffene und Fachkräfte genau unterstützen, grenzüberschreitende Kindschaftkonflikte im Sinne der Kinder zu lösen?

Nora Schmidt: Für Eltern sind grenzüberschreitende Konflikte um Kinder häufig sehr beängstigend. Doch Angst allein ist eben kein guter Ratgeber. Und auch für die meisten Fachkräfte sind diese Konstellationen, insbesondere wenn eine Kindesentführung ins Ausland befürchtet wird, nicht alltäglich. Das gesamte Beratungsangebot von ZAnK zielt also darauf ab, durch Information mehr Sicherheit zu schaffen, so dass es besser gelingen kann, in Ruhe den besten Weg zu finden, wie die Situation im Interesse und zum Wohle des Kindes gelöst werden kann.

Um insbesondere eine Kindesentführung rechtzeitig zu vermeiden, ist es uns wichtig, Betroffene frühzeitig zu erreichen. Dem dient die als Erstinformation gedachte Webseite ebenso wie das Angebot der Online-, E-Mail- und Telefonberatung. Im letzten Jahr wurden gut 950 dieser Beratungen durchgeführt. Knapp mehr als die Hälfte befassten sich mit Kindesentführung. Jeder Fall ist anders. Im Gespräch nehmen wir uns viel Zeit, die Problemlage herauszuarbeiten. Durch das gemeinsame Abwägen von Lösungswegen wollen wir weiteren Eskalationen entgegenwirken und so die für das Kind schlimmste Entwicklung abwenden. Künftig wird das Beratungsgespräch dabei stärker als zuvor Hand in Hand gehen mit unserem Online-Angebot für Ratsuchende.

dv aktuell:

Vielen Dank für das Gespräch!


Zentrale Anlaufstelle für grenzüberschreitende Kindschaftskonflikte (ZAnK) und Mediation

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