Interview mit Jürgen Dusel

Jürgen Dusel ist Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen. Im Interview sprachen wir u. a. mit ihm darüber, wie zufrieden er mit der Entwicklung zu einem SGB VIII ist, was die größten Herausforderungen sind und welche die wichtigen Aufgaben, die Verfahrenslotsinnen und -lotsen haben.

Für unser neues Themenheft "Auf dem Weg zur inklusiven Kinder- und Jugendhilfe" hat er das Editorial verfasst.


Nach mehreren Anläufen wird nun endlich die "inklusive Lösung" im SGB VIII realisiert. Sind Sie zufrieden mit der Reform?

Die Zusammenführung der Eingliederungshilfe in die Zuständigkeit der Kinder-und Jugendhilfe ist überfällig. Die Trennung nach Behinderungsart widerspricht der UN-BRK und behindert eine bedarfsgerechte Unterstützung der Familien. Die Inklusive Lösung ermöglicht eine bessere Beratung und Umsetzung von Rechten für Betroffene. Ich hoffe, dass die inklusive Kita-Betreuung damit überall Realität wird.

Worin sehen Sie die größten Herausforderungen bei der Umsetzung?

Es handelt sich insgesamt um ein komplexes Reformvorhaben. Die Inklusive Lösung soll 2028 in Kraft treten. Wir brauchen bis 2027 ein Bundesgesetz, das die Umsetzung konkret regelt. Die Umstellung der Verwaltungsstrukturen birgt große Herausforderungen. Dennoch bleibt die große Zielperspektive im Fokus: Leistungen aus einer Hand und die bessere Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen.

Ab 2024 sollen Verfahrenslotsinnen und -lotsen die Leistungsberechtigten unterstützen. Was werden ihre wichtigsten Aufgaben sein?

Der Verfahrenslotse ab 2024 soll Leistungsberechtigte und den örtlichen Träger der Jugendhilfe bei der Zusammenführung von Leistungen unterstützen. Gerade für Familien mit komplexem Unterstützungsbedarf hoffe ich auf eine echte Entlastung und daher auf seine Entfristung. Am Ende wird erst die Praxis zeigen, ob die Erwartungen erfüllt werden oder eine Weiterentwicklung des Instruments notwendig wird.

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