Drei Fragen an Prof. Dr. Peter Dehne

Foto von Prof. Dr. Peter DehneProf. Dr. Peter Dehne lehrt Planungsrecht/Baurecht an der Hochschule Neubrandenburg und berät kleine Städte, Gemeinden und Regionen in Ostdeutschland. Für unser aktuelles Archivheft hat er den einführenden Beitrag über aktuelle Entwicklungen in ländlichen Räumen und ihre Wahrnehmungen verfasst. Im Interview haben wir ihn gefragt, ob ländliche Räume bald menschenleer sein werden, warum sich Menschen auf dem Land abgehängt fühlen und was das für die Daseinsvorsorge bedeutet.


dv aktuell: Herr Professor Dehne, wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung ländlicher Räume? Werden sie bald menschenleer sein?

Prof. Dr. Peter Dehne: Heute ist die demografische Landkarte weitaus bunter und unübersichtlicher als noch in den 1990er-Jahren, als die starken Abwanderungen und die extrem niedrigen Geburtenraten in Ostdeutschland prägend waren. So scheint die demografische Situation im Jahr 2019 auch in peripheren, ländlichen Regionen besser zu sein, als noch vor einigen Jahren prognostiziert. Hierfür scheinen vier Gründe ausschlaggebend: der Anstieg der zusammengefassten Geburtenziffer, das demografische Echo in Gestalt der Enkelkinder der Babyboomer, die Kostensteigerung in den Städten sowie die gute konjunkturelle Lage.

dv aktuell: Aber viele Menschen auf dem Land fühlen sich doch abgehängt?

Prof. Dr. Peter Dehne: Ganz klar scheinen die Zusammenhänge von Peripherisierung, drohender Abkopplung und der Zufriedenheit der Bewohner/innen nicht zu sein. So deuten Befragungen eher darauf hin, dass Bewohner/innen in ländlichen Abwanderungsgebieten sehr zufrieden mit ihrer Lebenssituation sind und Abwanderungswillige oft keine besondere Unzufriedenheit mit dem Leben auf dem Land erkennen lassen. Am Ende kommt es sicherlich auf die jeweiligen Lebenslagen an, wie Menschen mit den besonderen Rahmenbedingungen peripherer, ländlicher Räumen zurechtkommen und wie sehr sie sich als „abgehängt“ fühlen.

dv aktuell: Was heißt das für die Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen?

Prof. Dr. Peter Dehne: Viele Leistungen und Dienste der Daseinsvorsorge entfalten ihre Wirkung erst in der direkten Lebenswelt der Bürger/innen. Vieles läuft daher auf die Städte, Gemeinden und Landkreise als „Verantwortliche“ hinaus. Vor Ort kann am besten entschieden werden, welche Verpflichtungen im Interesse der Bürger/innen liegen und wie diese ausgestaltet werden müssen. Daseinsvorsorge wird so zu großen Teilen gute Dorf- und Quartiersentwicklung und zunehmend zu einer Koordinierungs- und Managementaufgabe der Kommune. Sie kann und muss beispielsweise die Verantwortung dafür übernehmen, dass die öffentlich organisierte und die von privatem Engagement getragene Mobilität zusammen funktionieren oder arbeitsteilige Pflege- und Sorgearrangements in den Quartieren und Dörfern entstehen.

dv aktuell: Vielen Dank für das Gespräch.

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