Ältere Menschen und Digitalisierung – Erkenntnisse und Empfehlungen des Achten Altersbericht

Die Digitalisierung erfasst auch die Lebenswelten älterer Menschen und gewinnt für den Alltag und die Lebensgestaltung im Alter eine wachsende Bedeutung. Der Zugang zu und die kompetente Nutzung von digitalen Technologien sind für die wirtschaftliche, kulturelle und soziale Teilhabe und Partizipation älterer Menschen nicht zu unterschätzen. Die 8. Altersberichtskommission fordert daher, die digitale Teilhabe als Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge zu definieren und Maßnahmen zu ergreifen, die eine digitale Spaltung insbesondere zwischen den älteren Menschen vermeiden können, um die Vertiefung der bereits bestehenden deutlichen sozialen Ungleichheiten zu verringern. In der Pflege können digitale Technologien entlasten und unterstützen, jedoch niemals menschliche Zuwendung ersetzen. Ältere Menschen brauchen digitale Kompetenzen, sie sind darin zu unterstützen. Der Zugang zu und die Nutzung von digitalen Technologien muss in allen Wohnformen älterer Menschen möglich sein. Ältere Menschen mit geringem Einkommen sollten Hilfen im Rahmen von SGB XII erhalten. Bund, Länder und Kommunen sieht die Kommission in der Verantwortung, im öffentlichen Raum flächendeckende kostengünstige bzw. kostenfreie Zugänge zum Internet anzubieten.

Nicht erst die Covid-19-Pandemie hat der Digitalisierung vieler Lebensbereiche Schwung und schnellen Auftrieb verliehen. Digitalisierung ist ein technologischer und sozialer Transformationsprozess, der alle Lebensbereiche erfasst und auch die Lebenswelten und den Alltag älterer Menschen verändert. Insbesondere die Lebensbereiche Wohnen, Mobilität, soziale Integration, Gesundheit, Pflege, Leben im Sozialraum sind hier zu nennen.

An den Einsatz digitaler Technologien und die flächendeckende Nutzung des Internets durch alle Bevölkerungs- und Altersgruppen richten sich hohe Erwartungen. Für viele ältere Menschen ist das Internet, sind Tablet und Smartphone schon Alltag geworden und sie bieten Möglichkeiten der Information, des Kontaktes z. B. durch Videotelefonie usw.
Dennoch bestehen deutliche Unterschiede in der Nutzung digitaler Technologien innerhalb der Altersgruppen, aber auch abhängig von Geschlecht, Bildung, Einkommen. Welche Chancen und Potenziale digitale Technologien für das Leben im Alter beinhalten, aber auch welche Risiken z. B. von einer Vertiefung sozialer Ungleichheiten oder dem Wegfall analoger Angebote, Dienstleistungen, Beratung entstehen, welche ethischen Fragen mit dem verstärkten Einsatz von digitaler assistierender Technik in der Pflege aufgeworfen werden, sind Fragestellungen und Themen, mit denen sich der 8. Altersbericht "Digitalisierung und ältere Menschen" umfassend auseinandersetzt.

Der Erste Altersbericht "Die Lebenssituation älterer Menschen in Deutschland" ist 1993 erschienen. 1994 hat der Bundestag beschlossen, dass die Bundesregierung in jeder Legislaturperiode einen Bericht zur Lebenssituation der älteren Generation vorzulegen hat. Diese regelmäßige Altersberichterstattung ist international vorbildlich. Alle Altersberichte umfassen den Bericht einer unabhängigen Sachverständigenkommission und die Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht mit Handlungsempfehlungen. Die Sachverständigenkommissionen werden von der jeweiligen Bundesseniorenministerin bzw. dem Bundesseniorenminister berufen. Die Kommissionen sind interdisziplinär zusammengesetzt und arbeiten unabhängig.

Die 8. Altersberichtskommission unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, hat den Sachverständigenbericht im Januar 2020 an Ministerin Dr. Franziska Giffey übergeben, am 12. August wurde der 8. Altersbericht veröffentlicht (Bundestagsdrucksache 19/21650).
Die Kommission führt als Leitgedanken, dem roten Faden, des Berichts an: Ältere Menschen sind keine homogene Gruppe, das Leben im Alter ist vielfältig. Pauschalierende Aussagen z. B. über eine Technik-Aversion der Älteren sind ebenso falsch wie pauschale Urteile zum Nutzen oder Schaden digitaler Technologien. Digitalisierung ist ambivalent – es gibt Chancen und Risiken, zu beidem liegen nur wenig belastbare Erfahrungen und Fakten vor. Aber Teilhabe am digitalen Wandel erfordert die aktive Auseinandersetzung – auch die älteren Menschen selbst sind dazu aufgefordert. Die Kommission geht von einem kompetenzorientierten Menschenbild aus, danach sind auch ältere und alte Menschen prinzipiell in der Lage zur Aneignung digitaler Kompetenzen. Wo Unterstützung nötig ist, sollte es altersgerechte Angebote geben. Die Erforschung von Nutzen und Wirkungsweisen digitaler Technologien sollte – und unter Einbeziehung der älteren Nutzer/innen selbst – verstärkt werden. Noch steht der Nachweis über die erhofften Wirkungen zum Einsatz digitaler Technologien für viele Lebensbereiche im Alter aus.

Der 8. Altersbericht zeigt für die oben genannten zentralen Lebensbereiche Chancen, Risiken und damit verbundene ethische Fragen auf – er fordert, insbesondere den älteren Menschen einen deutlich höheren Stellenwert in der Umsetzungsstrategie "Digitalisierung gestalten" einzuräumen.

Die zentralen Erkenntnisse und Empfehlungen der Kommission sowie die Stellungnahme der Bundesregierung sind nachzulesen und stehen als Download zur Verfügung: www.achter-altersbericht.de

nach oben