Page 16 - Forum des Sozialen - Geschäftsbericht des Deutschen Vereins 2020
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Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e. V.
INTERVIEW MIT DER GESCHäFTSLEITUNG DES DEUTSCHEN VEREINS
   Interview mit der Geschäftsleitung des Deutschen Vereins
  Michael Löher
Vorstand
DV: Im Jahr 2020 hat der Deutsche Verein sein 140-jähriges Jubiläum begangen. Was ist das „Erfolgsgeheimnis“ des Deutschen Vereins?
M. Löher: Bereits bei der Gründungsveran- staltung im Jahr 1880 war es den damaligen Akteuren wichtig, gemeinsam fachliche Arbeit „im Dienste der Sache“ zu leisten – jenseits weltanschaulicher und politischer Ausrichtungen, über die unterschiedlichen Zuständigkeiten im Sozialen hinweg und im erfolgreichen Zusammenspiel von Theorie und Praxis. Schon damals wurde richtig erkannt, was heute noch gilt: Lösungen sind vor allem dann besonders tragfähig, wenn sie gemeinsam diskutiert und erarbeitet werden. Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge ist der Ort, an dem ge- nau diese Aushandlungsprozesse möglich sind – und das nun schon seit 140 Jahren.
N. Schmidt: Ein wesentliches Prinzip und vielleicht auch ein Erfolgsgeheimnis, das die Arbeit des Deutschen Vereins ausmacht, ist das Konsensprinzip. Gerade in unserer im- mer stärker polarisierten Gesellschaft ist die Bereitschaft zum fachlichen und politischen Kompromiss ein hohes Gut.
Nora Schmidt
Geschäftsführerin
DV: Das Jahr 2020 stand nicht nur im Zeichen des 140-jährigen Jubiläums, sondern war geprägt von einer Jahrhun- dertpandemie. Welche Auswirkungen hatte die COVID-19-Pandemie auf die Jubiläums- feierlichkeiten und auf die Arbeit des Deutschen Vereins?
M. Löher: Die Pandemie hat natürlich alles auf den Kopf gestellt. Die Hauptausschuss- sitzung zum 140-jährigen Jubiläum in den Räumlichkeiten des Bundesrats – einem historisch bedeutsamen Ort, an dem 1919 wegweisende Sitzungen des damaligen Zentralausschusses und der Mitgliede- rversammlung des Deutschen Vereins statt- gefunden haben – sowie der vorabendliche Empfang mit persönlichen Begegnungen sollten ein besonderes Erlebnis werden. Es kam alles anders. Wir haben erstmals eine rein digitale Hauptausschusssitzung durch- geführt. Ein digitales Abstimmungstool für die Vereinswahlen und zeitlich befristete Erleichterungen für Vereine im Zuge der sogenannten „Corona-Gesetzgebung“ haben es praktisch und rechtlich möglich gemacht.
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