Interview mit Karin Prien, Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Karin Prien, Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, begrüßt als Schirmherrin des 83. Deutschen Fürsorgetages die Teilnehmenden mit einer Rede am 16. September 2025, von 15.00 bis 15.45 Uhr. Im Anschluss besucht Bundesministerin Karin Prien den Markt der Möglichkeiten.
dv aktuell: Frau Ministerin, der 83. Deutsche Fürsorgetag steht unter dem Leitmotiv TRANSFORMATIONEN · SOZIAL · MACHEN. Was bedeutet dieses Motto für Sie – insbesondere in Bezug auf den Sozialstaat?
Prien: Gesellschaftlicher Wandel ist dann sozial, wenn er alle Menschen mitnimmt und Teilhabe möglich bleibt. Denn nicht alle Menschen erleben Transformation als gewinnbringend. Der neue Zuschnitt des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend bietet enorme Chancen, Veränderungen in diesem Sinne sozial zu begleiten: Wir können nun Familienpolitik aus einem Guss möglich machen, die Bildung von Anfang an entlang der jeweiligen Biografie mitdenkt - beginnend bei der frühkindlichen Bildung in Familie und Kita, über die allgemeinbildenden Schulen und die außerschulische bis zur beruflichen Bildung und zum lebenslangen Lernen. Insbesondere an diesen wichtigen Schnittstellen möchten wir Menschen stärken, um an Transformation teilzuhaben. Dabei ist es mir wichtig, Generationen zu verbinden und den Zusammenhalt im Blick zu behalten.
dv aktuell: Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für die soziale Arbeit – und welche Chancen ergeben sich daraus?
Prien: Wir als Gesellschaft und damit die soziale Arbeit stehen vor einer Vielzahl an Herausforderungen. Zum einen gibt es die Notwendigkeit, sich an wandelnde Arbeitsmodelle oder neue Technologien anzupassen. Zum anderen geht dies einher mit Fragen der sozialen Gerechtigkeit. Als Bundesbildungsministerin bin ich dabei überzeugt: Bildung ist der zentrale Schlüssel zu mehr sozialer Gerechtigkeit und Aufstieg. Hierzu brauchen wir einen neuen sozialen Konsens und hierin liegt die Chance den Herausforderungen begegnen zu können. Zu all diesen Fragen kommt noch hinzu, dass unsere Demokratie durch extremistische Kräfte unter Druck gesetzt wird. Demokratinnen und Demokraten müssen daher weiter im Gespräch bleiben und auch wieder mehr sachorientiert ins Gespräch kommen - um das Verbindende zu finden, auch hierin liegen Chancen. Aber ich sage auch sehr deutlich: Das wird nur dann funktionieren, wenn wir jeder Form von Antisemitismus, Rechtsextremismus, Islamismus, Linksextremismus und Rassismus den Kampf ansagen. Das gilt ebenso für jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.
dv aktuell: Worauf freuen Sie sich als Schirmherrin beim 83. Deutschen Fürsorgetag?
Prien: Ich freue mich darauf, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, unterschiedliche Perspektiven und Expertisen, v.a. zu sozialer Arbeit und Fürsorge, kennenzulernen und dabei gemeinsam das Verbindende in den Mittelpunkt zu stellen: wie wir unsere Gesellschaft und Demokratie gemeinsam stärken können in einer sich wandelnden Zeit.
Zur Person
Karin Prien ist seit 6. Mai 2025 Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend.