Page 35 - Nachrichtendienst NDV 12/2021
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 NDV 12/2021
IM FOKUS
entierten Kommunikation. Um auch eine breitere Öffentlich- keit zu erreichen, muss etwa die Nähe bzw. Distanz zu wissen- schaftlich geprägten Diskursen reflektiert und die Darstellung der jeweiligen Inhalte entsprechend angepasst werden. Mit Blick auf die spezifischen Zielgruppen von s_inn geht es zu- dem um die Berücksichtigung etwa sprachlicher, audiovisuel- ler oder kognitiver Barrieren, sodass das Ziel in einer zielgrup- penorientierten und barrierarmen Kommunikation besteht.
5. Transfer- und Kommunikationsformate im Zeichen von Corona
Im Zuge der Pandemie ergaben sich nochmals weitere He- rausforderungen: Zum einen waren gesellschaftliche Bedarfe und Probleme, die durch „Corona“ entstanden oder verstärkt wurden, zeitnah in die Arbeit von s_inn zu integrieren. Hier- zu gehörten etwa die Folgen längerer Lockdown-Phasen für Kinder und Jugendliche sowie die Verschärfung der Situati- on für wohnungslose oder geflüchtete Menschen. Zum ande- ren musste der zielgruppenorientierte Transfer, nachdem Prä- senzveranstaltungen nur noch unter strengen Auflagen oder gar nicht mehr möglich waren, vor allem in digitaler Form stattfinden.
Der Verbundpodcast s_innzeit
Unter diesen Bedingungen konnte u.a. auf den seit Oktober 2020 erscheinenden Wissenschaftspodcast s_innzeit zurück- gegriffen werden, der sich seitdem an ein breiteres Publikum richtet. Mit verschiedenen sozialen und gesellschaftspoliti- schen Themen soll der Podcast auch Hörer/innen erreichen, die über kein tieferes Fachwissen verfügen. Die Gesprächspart- ner/innen sind wechselnd Wissenschaftler/innen und Expert/ innen aus verschiedenen Praxisfeldern, die sich mit zwei Mo- derator/innen aus dem Transfernetzwerk über aktuelle gesell- schaftliche Herausforderungen und Probleme, aber ebenso über innovative Projekte oder Lösungsansätze austauschen.
Ohne dass der Podcast aufgrund der Pandemie entwickelt wurde, spielte das Thema „Corona“ eine wichtige Rolle. Dies war etwa in der Folge „Kinder- und Jugendschutz – neue He- rausforderungen in der Corona-Pandemie!?“ mit Prof. Dr. Hei- ke Wiemert (katho) der Fall, in der die negativen Auswirkun- gen für die psychische Gesundheit und den Schutz von Kin- dern und Jugendlichen aufgegriffen wurden. Durch das Gespräch mit der Intensivkrankenpflegerin Christine Balda- mus bekamen die Hörer/innen in der Folge „Pflegst du noch oder sprichst du auch?“ hingegen Einblicke in die Belastungen des Pflegepersonals in Krankenhäusern, die im Zuge der Pan- demie nochmals deutlich gestiegen waren.
Die Zuhörer/innen haben bei s_innzeit zwar eine eher passive Rolle: Durch die offene Gesprächsführung und entsprechende Fragen der Moderator/innen werden sie aber dennoch dazu „eingeladen“, eigene Einstellungen sowie Möglichkeiten und Veränderungspotenziale eines zivilgesellschaftlichen Engage- ments für sich zu reflektieren.
Das digitale Transferforum
Eine unmittelbarere Wechselseitigkeit wird mit dem digita- len Transferforum ermöglicht. Dieses Format wurde entwi- ckelt, um auch während der Pandemie den Transfer zwischen Wissenschaft und Praxis zu fördern. Nach einem kurzen Input zu entweder aktuellen Forschungsansätzen oder innovativen Projekten aus dem Sozial- und Gesundheitswesen steht der offene und intensive Austausch mit allen Teilnehmenden im Mittelpunkt, womit sich das Format deutlich von klassischen Vortragsabenden unterscheidet. Ziel ist es, Veränderungspro- zesse in beiden Feldern anzustoßen: In der Praxis durch die Integration neuer forschungsbasierter Erkenntnisse oder An- sätze – und in der Wissenschaft durch Anstöße aus der Praxis für die Forschung und Konzeptentwicklung. Das Transferfo- rum fokussiert nicht die pandemiebedingten Herausforderun- gen, sondern greift ein breites Themenspektrum – etwa den Umgang mit Hate Speech im Internet, den Einsatz von Virtu- al-Reality-Brillen in der Seniorenarbeit oder Impulse aus der Sportsozialarbeit – auf. Die Pandemie spielt aber insofern eine Rolle, als sich zeigt, dass durch die digitale Umsetzung des Formates Wissenschaftler/innen und Praxisvertreter/innen aus ganz Deutschland einbezogen werden können.
Digitale Themenreihe mit dem Schwerpunkt „Co- rona“
Ähnliche Erfahrungen wurden bei der Durchführung der mitt- lerweile abgeschlossenen digitalen Themenreihe „Zeit der Pandemie – Herausforderung Solidarität“ gemacht. Zu den überregionalen Teilnehmenden zählten hier ebenfalls (zivil-) gesellschaftliche Akteur/innen wie Mitglieder von Selbstver- tretungen, was durch die Gestaltung des Formates bedingt war. Denn eine Besonderheit der Themenreihe bestand darin, die negativen Folgen der Pandemie für vulnerable bzw. margi- nalisierte Gruppen aus zugleich drei Perspektiven zu betrach- ten und jeweils auch unmittelbar betroffene Personen zu be- teiligen. Neben Wissenschaftler/innen und Beschäftigten aus dem Sozial-, Gesundheits- und Bildungswesen (wie bspw. Pflegeheimleiter/innen, Schulrektor/innen und Mitarbeitende aus der Flüchtlingssozialarbeit) wurden ebenso wohnungslo- se Menschen, geflüchtete Menschen, Schülervertreter/innen sowie Angehörige von Bewohner/innen aus Pfegeheimen als Podiumsgäste einbezogen. Teilweise wurden zusätzlich im
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