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 NDV 12/2021
IM FOKUS
Die JG-Gruppe beschäftigt sich bereits seit 2005 mit dem Sys- tem der ICF. Die Nutzung der ICF ist die Grundlage für das JG.Teilhabemanagement. Umgesetzt wird dieses in unseren Unternehmen in der Eingliederungshilfe und der beruflichen Rehabilitation in sechs Bundesländern. Bis zu 1.500 Kundin- nen und Kunden pro Einrichtung und insgesamt über 5.500 Mitarbeitende nutzen derzeit das seit 2020 digital umgesetz- te Managementsystem.
Die Entscheidung für die ICF als Fundament des JG.Teilhabe- managements war aus unserer Sicht geboten, da nur so ein zentrales System als gemeinsame Sprache, übergreifend für alle Bundesländer und Leistungsbereiche, entwickelt wer- den konnte. Somit wird ermöglicht, die Daten aus der ICF- basierten Teilhabeplanung flexibel und automatisiert in die verschiedenen Dokumente der Leistungsträger einfließen zu lassen. Der Aufwand, Mitarbeitende auf Dokumente der ver- schiedenen Leistungsträger zu schulen, verringert sich erheb- lich, ebenso wie die Stammdatenpflege und die Übergabe von alltäglichen Informationen.
Das JG.Teilhabemanagement verfolgt in erster Linie das Ziel einer personzentrierten Teilhabeplanung, da es die Bedürf- nisse des Menschen mit Behinderung in den Mittelpunkt stellt und somit auf eine möglichst hohe Teilhabe am gesellschaft- lichen Leben zielt. Jedem unserer Leistungsnehmer/innen wird eine Case Managerin oder ein Case Manager zur Seite ge- stellt, die/der den individuellen Prozess koordiniert und steu- ert. Diese Rolle ist unabhängig von der hierarchischen Struk- tur der Leistungsbereiche und arbeitet damit querschnittlich. Die Umsetzung der einzelnen Schritte erfolgt in digitaler Form.
Mit der Einführung dieses JG.Standards wird auch das Ziel ei- ner transparenten Leistungserbringung durch eine entspre- chende Dokumentation und die Verbesserung der Abstim- mung von Methoden und der Anzahl der Leistungen unter in- haltlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu einem gemeinsam definierten Ziel über die Leistungsbereiche hin- weg verfolgt. Innerhalb der JG-Gruppe ist durch die einheitli- che Nutzung des Systems ein Benchlearning über die differen- ten Instrumente der Leistungsträger hinweg möglich, sodass frühzeitig Trends und Bedarfe erkannt werden können. Des Weiteren soll die Erbringung der Leistungen effizienter und ef- fektiver werden, um die zur Verfügung stehenden Ressourcen verbessert einzusetzen.
2. Innovationen wagen und Gutes bewah- ren
Als Gelingensbedingungen sind die Anpassung der Organisa- tionsstruktur, die konsequente Umsetzung der Personzen-
triertheit, die Implementierung der ICF als gemeinsame, dis- ziplinübergreifende Sprache, die Einführung eines Case Ma- nagements, die Sachstandskontrolle und die Sicherstellung einer nachhaltigen Implementierung zu nennen.
Die Organisationsstruktur muss in eine Matrixorganisation um- gewandelt werden, in der das Case Management über alle Leis- tungs- und Fachbereiche hinweg koordinierend tätig ist. Aufga- be der Case Manager/innen ist es, die fachlichen Bedarfsermitt- lungen aus den Bereichen zusammenzuführen und die Bedarfe der Leistungsberechtigten zu erfassen. Darüber hinaus stel- len sie die Anforderungen der Leistungsträger sicher und un- terstützen bei der Beantragung zusätzlicher Bedarfe. Dement- sprechend muss das Case Management in der Lage sein zu ent- scheiden, bei welchem Leistungsträger zusätzlich notwendige Ansprüche geltend gemacht werden können. Eine interne Qua- lifikation über alle Unternehmen hinweg sichert die Fachlichkeit dieser für uns zentralen Mitarbeitenden.
Ohne die Implementierung der ICF und die Vermittlung der Grundlagen des biopsychosozialen Modells ist das System nicht durchführbar. Pflichtschulungen bei allen operativ täti- gen Mitarbeitenden sichern diesen gemeinsamen Standard und führen zu Verbesserungen in Effizienz und Effektivität bei disziplinübergreifenden Diskursen. Die einheitlichen Schulun- gen finden in drei abgestuften Vertiefungen statt und richten sich nach den für die Mitarbeitenden notwendigen Kenntnis- sen. Ein Kontrollsystem ist erforderlich, um den Fortschritt der verschiedenen parallel notwendigen Schritte zu verfolgen und zu erkennen, an welchen Stellen forciert, verlangsamt oder in- tensiviert werden muss. Für eine nachhaltige Implementie- rung muss die Vermittlung des JG.Teilhabemanagements bei neuen Mitarbeitenden sichergestellt werden.
Dieser definierte Prozess muss grundsätzlich auch analog durchführbar sein. Aus unserer Sicht ist es zwingend, dass nicht Möglichkeiten einer Software den Prozess einschränken, sondern dass diese den Prozess übersichtlich macht und be- schleunigt.
Begonnen hat die Phase 1 dieses Prozesses in der JG-Grup- pe im Jahr 2013. Bis 2016 erfolgte der Change-Management- Prozess mit den Inhalten Matrixorganisation, JG.CaseManage- ment und ICF orientierte Teilhabeplanung.
In Phase 2 (2016 bis 2017) erfolgte der Auswahlprozess der Software und die Schaffung der Voraussetzungen für die Im- plementierung, die dann die Vereinheitlichung von Leistungs- abrechnung, Leistungsplanung, Leistungsdokumentation und Personaleinsatzplanung umfassen sollte.
Phase 3 ist die sukzessive Umsetzung in den einzelnen Un- ternehmen. Als letztes Element wird die Personaleinsatzpla-
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