Page 24 - Nachrichtendienst NDV 12/2021
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 IM FOKUS
NDV 12/2021
Regionale Kreisprofile der Langzeitversorgung
Die regionalen Kreisprofile bieten in Form einer verdichte- ten Infografik aktuelle Kennzahlen sowie perspektivische Ent- wicklungen. Beispielhaft wird hier die kreisfreie Stadt Lands- hut vorgestellt.
Die Pflegequote (Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamt- bevölkerung) in Landshut lag 2017 bei 3,2 und damit im Mit- telfeld in Bayern (Rang 51). Landshut weist jedoch mit 43,3 % die höchste stationäre Versorgungsquote auf. Korrespondie- rend ist der Anteil der Pflegegeldempfänger/innen mit 35 % sehr niedrig (Rang 4). Dabei zeigt sich eine positive Korrela- tion zwischen der Heimversorgungsquote und dem Personal- faktor. Um 100 Pflegebedürftige in der Kommune zu betreuen, bedarf es in Landshut 45,9 Pflegekräfte. Eine Stärkung der sta- tionären Versorgung inkludiert eine massive Erhöhung der be- nötigten Personalressourcen in einer Kommune. Genau hier liegen kommunale Herausforderungen für eine gestaltende Pflegepolitik.
Berechnet wurden ferner die mit der Pflege verbundenen Leis- tungsstunden der professionellen Pflege pro Woche sowie die der Angehörigenversorgung. In der prognostischen Verände- rung des Anteils des informellen Pflegepotenzials (Anteil der 30- bis 69-Jährigen an der Gesamtbevölkerung) wird mit einer deutlichen Absenkung zu rechnen sein. Damit könnte pers- pektivisch der Anteil der Pflegegeldempfänger/innen weiter sinken. Die prognostische Entwicklung der Pflegebedürftigen weist, ausgehend von 2017 bis 2037, auf eine deutliche Zunah- me um 44,6 % hin (Rang 22).
6. Nutzen und Erkenntnisse
Übereinstimmend zeigt sich, dass die demografische Ent- wicklung gegenüber der berufsdemografischen Entwicklung der Pflegenden derzeit die kleinere Herausforderung darstellt und in den kommenden Jahren insbesondere der Ersatzbe- darf durch aus der Pflege ausscheidende Personen das zent- rale und bestimmende Moment der Strukturentwicklung sein wird. Eine Neuausrichtung der pflegerischen Versorgung, die insbesondere auf eine Senkung des regionalen Personalfak- tors abzielt, muss daher in den Fokus gerückt werden. Hier sind kommunalpolitische Ziele der Versorgung stärker zu be- achten als die Trägerinteressen oder die von Investorengrup- pen, sofern sie den Aufbau stationärer Einrichtungen präferie- ren.
Aus den Erfahrungen der Regionalkonferenzen in unterschied- lichen Bundesländern und Regierungsbezirken kann die Er- kenntnis gezogen werden, dass die Rolle der Kommunen an dieser Stelle gestärkt werden muss. Die gesundheitliche und pflegerische Versorgungssicherung ist ein elementarer Be- standteil der kommunalen Daseinsvorsorge und muss poli- tisch entsprechend flankiert werden. Dies wird auch die Auf- gabe der Bundes- und Landespolitik werden, so sie sich auf die Bedeutung der bestehenden Herausforderungen einlässt und wirkliche Strukturreformen in den Blick nehmen (vgl. Klie et al. 2021).
Das Monitoring leistet dabei einen Beitrag in Bezug auf eine Analyse und auf die Bereitstellung von Daten und Verbindun- gen zwischen Datenbeständen, wie sie kommunal nicht vor- liegen. Dabei soll das Monitoring nicht in Form einer rationa- len Planungsmethode Anwendung finden (Diller/Oberding 2018). Vielmehr soll es vor Ort Impulse geben, die eigenen Be- obachtungen anhand vorliegender Daten zu reflektieren und den Handlungsbedarf zu erkennen. Die Entwicklungslinien und auch die regionalen Bedingungen vor Ort sind zu hete- rogen, um gleiche Lösungen für alle Regionen vorzuschlagen oder sie „am grünen Tisch“ zu entwickeln.
Zentral ist auch die Erkenntnis, dass die regionale Perspekti- ve die Problematik der pflegerischen Versorgung – immerhin werden auch bei erfolgreicher Personalgewinnung in Bayern jährlich 1.000 Pflegefachpersonen weniger zur Verfügung ste- hen, da der Ersatzbedarf auch bei bester Nachfrage nach Aus- bildungsplätzen und Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland nicht gedeckt werden kann – relativieren kann. Nicht überall zeigt der Personalnotstand das gleiche Gesicht. Und es werden – auch durch die Kennzahlen und good practice – re- gional und kommunal Handlungsräume ausbau- und erkenn- bar, die bei konzertierten Bemühungen zukunftsfähige Stra- tegien aufzeigen. So wurden sowohl vom Bayerischen Land- kreistag und Regierungspräsidien Runde Tische initiiert und weitere Veranstaltungen terminiert. Die Initiative ging von den beruflich Pflegenden aus, die sich ihrer Verantwortung für die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung insgesamt mit Hilfe des Monitorings stellen.
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