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 NDV 12/2021
IM FOKUS
Für das Pflegepersonalmonitoring werden im Rahmen der Se- kundärdatenanalysen insgesamt rund 50 Indikatoren und un- terschiedliche Datenbestände aus amtlichen Statistiken mit dem Fokus der Bedeutung für die Beschäftigung in der Pflege und der Pflegeausbildung betrachtet. Für einzelne Indikatoren müssen dabei Sonderauswertungen bei den jeweiligen statis- tischen Landesämtern oder statistischen Diensten abgerufen werden. Eingeschlossen werden dabei u.a.:
▶ Daten der Demografie und der Altersverteilungen der Be- völkerung in den Kommunen
▶ Daten der Pflegestatistik (Einrichtungen und Personal auf regionaler Ebene)
▶ Daten der Krankenhausstatistik
▶ Regionale Verteilung der Einrichtungen (auf Basis des AOK
Pflegenavigators)
▶ Regionale Verteilung der Krankenhäuser und Rehabilitati-
onseinrichtungen (Krankenhausplan/Verzeichnis der Kran-
kenhäuser und Rehabilitationskliniken)
▶ Regionale Verteilung der Bildungseinrichtungen (Bildungs-
statistik/Schulstatistik)
▶ Daten der Arbeitsmarktstatistik, der sozialversicherungs-
pflichtig Beschäftigten einschließlich der regionalen Wan-
derungsbewegungen
▶ Daten der Bildungsberichte und Schulstatistiken aus allge-
meinbildenden Schulen sowie Schulen des Gesundheits-
wesens
▶ Hochschulstatistiken
▶ Sozialraumdaten wie Einkommen, Haushaltsgrößen, Ty-
pologien der Differenzierung von Raumordnungen
▶ Siedlungsflächen und Siedlungsverteilung.
Daten können dabei zueinander in Form von Relationen in Be- ziehung gesetzt werden, um beispielsweise die Anzahl der neu qualifizierten Pflegenden den sozialversicherungspflichtig Be- schäftigten in ausgewählten pflegerischen Berufen gegen- überzustellen. So können Ersatzquoten bestimmt werden und mit den Angaben zu den notwendigen Personalstellen abge- glichen werden.
Ergänzend zu den Sekundärdatenanalysen werden relevan- te Kennzahlen aus den Betrieben in Form von standardisier- ten Befragungsdaten verwendet, um Lücken der amtlichen Statistiken zu schließen. Für die Primärdatenanalyse wer- den, je nach thematischer Ausrichtung und Schwerpunktset- zung, Befragungsinstrumente für die einzelnen Sektoren der Versorgung erstellt. Idealerweise werden die Instrumente mit Akteursgruppen der Verbände und relevanter Gruppen ge- meinsam konzipiert und abgestimmt. Ausgangspunkt ist ein partizipatorischer Ansatz (Baasch et al. 2019), der die Einrich- tungen nicht als zu beforschende Objekte definiert, sondern als Akteure, die ein eigenes Erkenntnisinteresse mitbringen
und dieses in den Prozess der Ermittlung der Daten mit ein- bringen sollen.
3. Strukturanalyse der Langzeitpflege
Eine Besonderheit des Ansatzes in Bayern ist, dass im Rahmen des Monitorings zum Pflegepersonalbedarf in Bayern die AGP Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Freiburger Insti- tut für angewandte Sozialwissenschaften (FIFAS) spezifischen Fragestellungen der Langzeitpflege nachgegangen ist und ein Erklärmodell entwickelt hat, das die Hintergründe für die Dif- ferenzen der jeweiligen Ausprägung der häuslichen oder teil-/ vollstationären Versorgungsform auf regionaler und kommu- naler Ebene zum Gegenstand hat. Zusätzlich zu den wichtigen Einflussgrößen der Demografie und der Prävalenz wurde das informelle Pflegepotenzial, der Anteil schwer Pflegebedürfti- ger, aber auch die sozialen Milieus und der Faktor Urbanität als maßgeblich identifiziert. Entscheidend sind demnach nicht nur die bestehenden Kapazitäten der Versorgungsangebote vor Ort, sondern auch die pflegekulturellen Präferenzen der Bevölkerung in der Kommune. Da für einzelne der Faktoren (z.B. Werthaltungen und familiale Rollenmodelle in der Aus- prägung) in Bayern keine strukturierten Daten zur Verfügung stehen, wurden, abgeleitet aus bestehenden Untersuchungs- ergebnissen, Surrogatparameter verwendet, um die pflege- kulturellen Präferenzen mit einzubinden. Dabei besteht eine Kopplung zwischen den Milieus und pflegekulturellen Orien- tierungen und der Parteienpräferenz. So überwiegt in traditi- onellen und eher konservativ ausgerichteten Familienstruktu- ren die familiäre Versorgung, während in eher liberalen und stärker individualisierten Milieus die Versorgung mithilfe von Professionellen und durch stationäre Einrichtungen präferiert wird.
Pflegekulturelle Orientierungen (Blinkert/Klie 2004) und ihre Bedeutung für die aktuellen und zukünftigen Pflegearrange- ments der Versorgung wurden für die 96 Kreise in Bayern in Form von Kreisprofilen entwickelt und systematisiert.
4. Dissemination
Bestandteil des Pflegepersonalmonitorings ist eine gezielte und strukturierte Form der Verbreitung der Ergebnisse und der Diskussion zu den Ergebnissen. Um die kommunalen Per- spektiven geordnet diskutieren zu können, werden, ergän- zend zum Bericht des Pflegepersonalmonitorings, kleinräumi- ge kommunale Daten aufbereitet und auf Regionalkonferen- zen vorgestellt. Ziel ist, den verantwortlichen Akteursgruppen vor Ort die Möglichkeit zu geben, ihre regionalen Daten zu dis- kutieren und zu interpretieren. Regionale Besonderheiten und gute Ansätze in der Region können in den Regionalkonferen-
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