Page 15 - NDV 08/2021
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 NDV 8/2021 IM FOKUS 4. Szenario mit Schulgesundheitsfach- kraf (lebenslaufbezogen) Schülerin Franziska A., akademisches Herkunfsmilieu, späterer Beruf: Ärztin, ein Kind Franziska A. erhält die Diagnose ihrer Diabetes mellitus Typ I- Erkrankung mit elf Jahren. Nach ihrer stationären Aufnahme erfolgt die Einstellung des Blutzuckers sowie eine erste Schu- lung. Im Anschluss findet durch die SGFK in Kooperation mit der diabetologischen Schwerpunktpraxis im letzten Grund- schuljahr eine engmaschige pflegerische Betreuung statt. Außerdem informiert die SGFK das Lehrpersonal über mög- liche Notfallsituationen und Notfallmedikamente. Ebenso führt sie regelmäßige Gespräche mit den Eltern über Er- nährung, Freizeitaktivitäten und Blutzuckerkontrollen. Zu Hause kommt es zwei Monate später zu einer Blutzucker-Ent- gleisung. Franziska muss nochmals stationär eingestellt wer- den. Der Wechsel auf die Oberschule im neuen Schuljahr wird von der SGFK vorbereitet und von ihr auch weiter begleitet. Dadurch können sich anbahnende Krisensituationen in der Schule rechtzeitig erkannt und bewältigt werden, sodass bis- her notwendige Krankenhausaufenthalte nicht erforderlich sind. Weil Franziska inzwischen sehr sicher mit ihrer Er- krankung umgeht, selbstständig die Blutzucker-Kontrollen durchführt, mit der Insulinpumpe gut klarkommt und ihre Er- nährung im Grif hat, können die Kontakte zur SGFK auf ein wöchentliches Gespräch reduziert werden, in denen auch be- stimmte psychosoziale Themen besprochen werden. Die schulischen Leistungen der Schülerin sind unverändert gut. Die kontinuierliche Kooperation der SGFK mit der diabetologi- schen Schwerpunktpraxis, den Lehrkräfen und Eltern trägt dazu bei, dass in der Schule ein für Franziska „sicheres“ Lern- klima entstanden ist. Sie kann die gymnasiale Oberstufe mit einem sehr guten Abitur abschließen. Im Verlauf ihrer Schulzeit vom elfen Lebensjahr bis zum Abitur sind mit nur einem Krankenhausaufenthalt und einer Krisen- situation 16.754 € an direkten Gesundheitskosten entstanden. Diese Kosten schließen die Betreuungskosten durch die SGFK von insgesamt 6.958,80 € ein. Franziska A. entscheidet sich, einen heilenden Beruf zu ergreifen, weil sie inzwischen auf- grund ihrer eigenen Krankheitsgeschichte eine hohe Gesund- heitskompetenz erworben hat und ihrerseits kranken Men- schen helfen will. Deshalb nimmt sie in Berlin ein Medizin- studium auf. Dort lernt sie ihren späteren Ehemann kennen. Nach erfolgreichem Abschluss ihres Studiums heiraten sie und beginnen ihre Berufstätigkeit in einer brandenburgischen Mittelstadt als Assistenzärztin/-arzt. In Vollzeit bezieht Franzis- ka einen monatlichen Bruttolohn von 5.500 € und generiert eine monatliche Wertschöpfung4 durch Sozial- und Steuer- leistungen in Höhe von 2.259 € (Steuerklasse 4 Faktor 0,914). Das sind im Jahr 27.108 €. Die gesellschafliche Wertschöpfung wird in der fallbezogenen KNA lediglich als gesellschaflicher Nutzen von Bildung in Form von Sozialversicherungsabgaben und Steuern berücksichtigt. Der Rest ist als Nettoeinkommen dem Individualnutzen zuzurechnen, der in die Nutzen- berechnung nicht einbezogen wird. Zudem kann davon aus- gegangen werden, dass Franziska A. in ihrem Erwerbsverlauf mit Gehaltserhöhungen rechnen kann, sodass die Wert- schöpfung eher noch höher ausfallen wird als in diesem Sze- nario ausgewiesen. Als Franziska 36 Jahre alt ist, kommt ihr Sohn Jannis zur Welt. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sie in elf Jahren eine Wert- schöpfung in Höhe von 298.188 € generiert. Nach der Eltern- zeit arbeitet sie für fünf Jahre in Teilzeit und generiert in dieser Zeit bei einem monatlichen Bruttoverdienst von 3.300 € weite- re 67.260 € durch Steuern und Sozialabgaben. Als ihr Sohn in die Schule kommt, arbeitet sie wieder in Vollzeit. Bis zum Ein- tritt ins Rentenalter (25 Jahre) kommt dadurch eine weitere Wertschöpfung von 677.950 € hinzu. Die Gesamtwert- schöpfung in ihrer erfolgreichen Erwerbsbiografie beträgt ins- gesamt 1.053.148 €. Dreimal nimmt Franziska A. in ihrer Erwerbsbiografie eine Er- holungskur in Anspruch (à 4.500 €). Sie profitiert dabei von ihren Erfahrungen nach ihrer Krankheitsdiagnose, als sie von der SGFK an ihrer Schule begleitet wurde und gelernt hat, sich passgenaue Unterstützung zu suchen. Da sie ihr anspruchs- voller Beruf und die Familie stark in Anspruch nehmen, be- antragt sie im Sinne ihrer Selbstfürsorge diese Kuraufenthalte. Bis zum Eintritt ins Rentenalter ergibt sich folglich eine Gesamtsumme an Gesundheitskosten von 30.254 €. Die Kos- ten-Nutzen-Relation dieses Fallbeispiels wird in Abbildung 1 grafisch dargestellt. 4 Lohnsteuer- und Sozialabgaben wurden mit dem Brutto-Netto-Rechner 2020 ermittelt, wie er sich im Netz findet (www.brutto-netto-rechner.info). An Steuern wurden für das Abrechnungsjahr 2019 der Solidaritätszuschlag und die Lohnsteuer einbezogen. Darüber hinaus wurden die Sozialabgaben (Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung) berücksichtigt, wie sie im Bundesland Brandenburg gelten. 399 


































































































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