Page 12 - NDV 08/2021

IM FOKUS NDV 8/2021 von ehrenamtlich tätigen Patinnen und Paten möglich, wenn dies dem individuellen Bedarf entspricht und eine professio- nelle Anleitung und Begleitung der Ehrenamtlichen sicher- gestellt sind (§ 20 Abs. 2 und Abs. 3 SGB VIII). 5. Beteiligen – Mehr Beteiligung von jun- gen Menschen, Eltern und Familien Unter dem Themenblock der Beteiligung ist vor allem die Stär- kung der Subjektstellung von Kindern und Jugendlichen und ihren Familien hervorzuheben. 5.1 Beteiligung allgemein 5.3 Selbstvertretung Vor dem Hintergrund der sehr guten Erfahrungen mit so- genannten Heimräten werden selbstorganisierte Zusammen- schlüsse zur Selbstvertretung als fester Bestandteil der Kinder- und Jugendhilfe in § 4a SGB VIII festgehalten. Die Träger der öfentlichen Jugendhilfe sollen die Zusammenschlüsse an- regen und fördern (§ 4a Abs. 3 SGB VIII), sind zur Zusammen- arbeit mit Selbstvertretungen verpflichtet (§ 4a Abs. 2 SGB VIII) und binden sie in Entscheidungsprozesse ein (§ 71 Abs. 2, § 78 SGB VIII). Auch hat ein geeignetes Verfahren der Selbstver- tretung in den Katalog der Voraussetzungen für die Erteilung einer Betriebserlaubnis Eingang gefunden (§ 45 Abs. 2 Satz 2 Nr. 4 SGB VIII). Fazit Die Umsetzung der Neuregelungen führt teilweise zu erheb- lichen Herausforderungen insbesondere bei den Trägern der öfentlichen Jugendhilfe. Unter anderem bringen sie erheb- liche fachliche Anforderungen und damit verbundenen (Wei- ter-)Qualifizierungsbedarf mit sich und verursachen an vielen Stellen Leistungsausweitungen und Mehraufwand für die Trä- ger der Kinder- und Jugendhilfe. Vor allem die Quantität und Komplexität der Arbeit im Allgemeinen Sozialdienst/Regiona- len Sozialpädagogischen Dienst (ASD/RSD) wird erweitert. Hinzuweisen ist deshalb noch auf § 79 Abs. 3 SGB VIII, der die Nutzung von Personalbedarfsbemessungsverfahren zur Pla- nung und Bereitstellung einer bedarfsgerechten Personalaus- stattung in den Jugendämtern vorsieht – ohne konkrete Fall- zahl, aber mit der Verpflichtung, ein Verfahren vor Ort zu etab- lieren. Nur mit ausreichend und entsprechend qualifiziertem Perso- nal, nicht nur im ASD/RSD, sondern auch in den Landes- jugendämtern und bei den freien Trägern, können die mit dem KJSG verfolgten Ziele, insbesondere die Stärkung der Kinder und Jugendlichen, erreicht werden. Information, Beteiligung und Beratung sind an diversen Stel- len im SGB VIII konkretisiert worden. Sie sollen nun in ver- ständlicher, nachvollziehbarer und wahrnehmbarer Form er- folgen (in §§ 8 Abs. 4, 10a Abs. 1, 36 Abs. 1, 41a Abs. 1, 42 Abs. 2 und Abs. 3 SGB VIII). Zudem wird die Selbstbestimmung jun- ger Menschen gestärkt, in § 1 Abs. 1 SGB VIII wurde als Er- ziehungsziel die selbstbestimmte Persönlichkeit eingeführt, die durch selbstbestimmte Interaktionen entsprechend Alter und individueller Fähigkeiten erreicht werden soll (§ 1 Abs. 3 Nr. 2 SGB VIII). Darüber hinaus ist, wie bereits seit vielen Jah- ren einhellig gefordert, der Beratungsanspruch für junge Men- schen ohne Not- und Konfliktlage (§ 8 Abs. 3 SGB VIII) ver- ankert worden. 5.2 Beschwerdemöglichkeiten Ebenfalls unter den Punkt der Beteiligung fällt die Stärkung von Beschwerdemöglichkeiten und der Selbstvertretungen. Beschwerdemöglichkeiten werden explizit für fremdunter- gebrachte Kinder gestärkt. Für Pflegekinder müssen nun Be- schwerdemöglichkeiten sichergestellt werden und die Kinder darüber informiert werden (§ 37b Abs. 2 SGB VIII). Für Kinder und Jugendliche in stationären Einrichtungen der Erziehungs- hilfe müssen als Voraussetzung für die Erteilung einer Be- triebserlaubnis neben internen auch externe Beschwerden möglich sein (§ 45 Abs. 2 Satz 2 Nr. 4 SGB VIII). Darüber hinaus wurden die Ombudsstellen auf überörtlicher Ebene gesetzlich verankert (§ 9a SGB VIII). Damit verbunden ist eine Pflicht zur Sicherstellung einer bedarfsgerechten Infrastruktur an Om- budsstellen in den Ländern, die unabhängig arbeiten und fachlich nicht weisungsgebunden sowie barrierefrei sind. 396